Selbsterkenntnis fördern: 7 kraftvolle Fragen, Mönch sitzt auf einem Baum und meditiert
Finde die Antworten in dir

 

Selbsterkenntnis fördern: 7 kraftvolle Fragen für deine persönliche Bewusstseinsentwicklung

Mit echten Fallbeispielen aus meiner Coachingpraxis

 

„Ich weiß nicht, was ich will. Aber eins weiß ich ganz genau: So, wie es gerade ist, geht es nicht mehr weiter.“

Diesen Satz – manchmal ist es auch nur ein stilles Seufzen – höre ich immer wieder. Von Frauen und Männern, die funktionieren, geben, leisten. Die im Außen alles im Griff haben – aber in sich drin unterbewusst spüren: Da fehlt was. Nicht im Job. Nicht im Partner. Sondern in ihnen selbst.

Die meisten suchen nach Antworten. Doch die wirklich tiefen Wendepunkte im Leben beginnen nicht mit Antworten. Sie beginnen mit Fragen. Mit solchen, die dich still werden lassen. Die rütteln. Die dir den Spiegel vorhalten – liebevoll, aber klar. Ohne Ausflüchte.

 

Die Magie der Selbstreflexion

Fragen sind Tore nach innen. Wenn du bereit bist, wirklich hinzuschauen, zeigen sie dir Schichten, die du vielleicht jahrelang übersprungen hast. Mit dieser Selbstbeobachtung holen sie dich raus aus dem Autopiloten und bringen dich in echten Kontakt mit dir selbst. Sie zeigen dir deine Stärken und Schwächen, deine Selbstüberschätzung oder Selbstunterschätzung.

Seit über 30 Jahren begleite ich Menschen, die mehr wollen – mehr Klarheit, mehr Tiefe, mehr Freiheit in ihrem Denken und Fühlen. Und ich erlebe immer wieder: Die entscheidenden Durchbrüche passieren dann, wenn jemand beginnt, sich die richtigen Fragen zu stellen.

In diesem Artikel teile ich sieben solcher Fragen mit dir. Sie sind nicht bequem. Nicht nett. Aber ehrlich. Und wenn du bereit bist, sie dir wirklich zu stellen, wenn deine Forderung nach Selbsterkenntnis groß genug ist – kann sich etwas in dir verschieben. Vielleicht nicht laut. Aber tief.

Diese Fragen helfen dir, deine Selbsterkenntnis zu steigern und dich mit deinem inneren Kompass zu verbinden.

 

Landkarte auf dem Tisch, Kompass in der linke Hand
Folge deinem inneren Kompass

 

7 kraftvolle Fragen, um mehr Selbsterkenntnis zu erlangen

 

Jede Frage folgt diesem Aufbau:

  • die konkrete Frage,
  • eine kurze Einordnung, warum sie wirkt,
  • ein echtes Beispiel aus meiner Praxis – damit du weißt: Du bist nicht allein,
  • eine praktische Übung oder Journaling-Impuls zum Anwenden.

Denn das ist mir wichtig: Keine Theorie, sondern Bewusstheit erfahren.
Also: Atme einmal tief durch. Und dann geh mit mir los. Frage für Frage. Schicht für Schicht.
Aus Liebe zu dir selbst.

 

Frage 1: Was in mir will gerade gehört werden?

Selbsterkenntnis fördern heißt, den inneren Stimmen Raum zu geben

 

Ein Teil in uns – oft als „Inneres Kind“ bezeichnet – sucht manchmal vehement nach Aufmerksamkeit. Nach der Erfüllung von Bedürfnissen, die in der Kindheit zu kurz kamen. Dieser Anteil ist keine reale Figur, sondern ein inneres Erleben: Eine Erinnerung. Eine gespeicherte Emotion. Eine Sehnsucht, die nie wirklich gestillt wurde.

Dieses innere Kind kann viele Gesichter haben – Freude, Neugier, Leichtigkeit. Aber auch Schmerz, Angst, Wut oder der tiefe Wunsch nach Anerkennung und Liebe. Und oft melden sich genau diese alten Gefühle in Situationen, die heute scheinbar nichts damit zu tun haben.

 

Klientenbeispiel:

Mira, 48 Jahre, Verwaltungsangestellte
Was in dir will gehört werden? Als Mira diese Frage hört, laufen ihr sofort Tränen über die Wangen. Sie erzählt, wie sehr sie sich immer wieder überfordert, mit Selbstkritik geißelt und mit Minderwertigkeitsgefühlen kämpft. Sie macht häufig Überstunden ist ständig verfügbar und alles soll möglichst perfekt sein. Wie ungemein enttäuscht ist sie dann, wenn niemand das würdigt.

Tief in ihr spricht eine Stimme, die sagt: „Lass das. Es wird dir niemand danken.“ Aber anstatt hinzuhören, verstärkt sie den Druck. In der Hoffnung, doch noch ein Lob zu bekommen. Eine typische Dynamik des inneren Kindes, das Anerkennung erzwingen will – obwohl es längst weiß, dass sie ausbleibt.

 

Praktische Übung für dich: Hören, was gehört werden will

  • Lege eine Hand auf dein Herz. Schließe die Augen. Atme langsam und bewusst ein und aus. Bleibe drei Minuten ganz bei dir.
  • Keine Bewertung. Kein Tun. Lausche einfach.
  • Dann öffne die Augen und schreibe alles auf, was in dir auftaucht. Ohne Zensur. Ohne Filter. Nur du mit dir.
    Was in dir will gerade gehört werden?

 

Rechte Hand auf dem Herzen
Was will in dir gehört werden?

 

Frage 2: Welche Geschichte erzähle ich mir – und dient sie mir noch?

Selbsterkenntnis beginnt genau da, wo du anfängst, dein Glaubensmuster zu durchschauen.

 

Was meine ich damit? Vielleicht sagen dir andere Begriffe mehr: Überzeugungen. Meinungen. Einstellungen. Glaubenssätze. Das alles sind Geschichten, die du dir über dich und die Welt erzählst – immer wieder, oft völlig unbewusst – und du glaubst daran.
Doch wie entstehen diese Geschichten überhaupt?

Wenn ein Kind auf die Welt kommt, ist das Gehirn weitgehend unbeschrieben. Die Hirnzellen sind zwar angelegt – aber noch kaum vernetzt. Erst durch erste Eindrücke, Erlebnisse und emotionale Erfahrungen feuern die Neuronen und beginnen, sich zu verbinden. Immer dann, wenn etwas Ähnliches wieder passiert, werden diese Verbindungen erneut aktiviert. Aus einem Trampelpfad wird irgendwann eine Schnellstraße. Und je öfter du diese „Gedankenstraße“ selbstbewusst nutzt, desto selbstverständlicher wird sie für dich.

Viele dieser mentalen Autobahnen entstehen in der frühen Kindheit. Du erlebst etwas, ziehst daraus eine Schlussfolgerung – und erklärst sie zur Wahrheit. Diese Schlussfolgerung hinterfragst du nicht mehr, sondern lebst sie einfach weiter. Jahrzehntelang. Auch wenn sie dir längst nicht mehr dient.

 

Klientenbeispiel:

Heidrun, 32 Jahre, Erzieherin
Heidrun hat als Kind miterlebt, wie ihre Eltern ständig ums Geld kämpften. In emotional aufgeheizten Momenten schimpfte die Mutter auf den Vater und sagte Sätze wie: „Hättest du dich nur nicht selbständig gemacht – dann hätten wir genug zum Leben.“

Diese Worte haben sich eingebrannt. Heute ist Heidrun in einer Beziehung mit einem Mann, der sich gerade selbständig machen will. Und obwohl sie ihn liebt, torpediert sie seine Entscheidungen ständig – mit Sorgen, Zweifeln, Warnungen. Nicht, weil sie nicht an ihn glaubt. Sondern weil ihre Geschichte lautet: „Selbständigkeit bedeutet Existenzkampf.“

 

Praktische Übung für dich: Die Geschichte erkennen – und neu schreiben

Nimm dir 10 Minuten Zeit – ungestört, am besten mit Stift und Papier.

1. Beantworte ehrlich:

  • Welche Geschichte erzähle ich mir immer wieder?
    (z. B. „Ich darf keine Fehler machen“, „Ich muss stark sein“, „Ich werde eh nicht gesehen“)
  • Woher kenne ich diese Geschichte? Wer hat sie mir vorgelebt?
  • Was bewirkt sie heute in meinem Leben?

2. Und dann der entscheidende Schritt:

  • Welche neue Geschichte möchte ich stattdessen leben?
  • Schreib sie auf – in Ich-Form, in der Gegenwart. So, als wäre sie bereits wahr.
    (z. B. „Ich darf echt und unperfekt sein. Ich bin liebenswert, genau so wie ich bin.“)

Diese Praxis kannst du öfter wiederholen. Denn häufig schälen sich erst mit der Zeit die tiefer liegenden Glaubenssätze heraus.

 

Frau schreibt in Buch: My Plan
Welche Geschichte erzählst du dir?

 

Frage 3: Wo sabotiere ich mich selbst – aus Angst vor meiner Größe?

Fördere deine Selbsterkenntnis, indem du deine Schatten beleuchtest

 

Wir alle tragen Anteile in uns, die wir lieber nicht sehen wollen. Teile, für die wir uns schämen. Die wir verstecken. Die unbequem sind. Diese verdrängten Seiten nennt man „Schatten“.

Der Begriff stammt von C.G. Jung – und er meint damit nicht nur unsere Ängste, Zweifel oder Aggressionen, sondern auch etwas sehr Überraschendes: unsere ungelebte Größe.

Denn genauso wie wir unangenehme Eigenschaften abspalten, schlucken wir auch oft unsere Strahlkraft herunter. Unsere Power. Unser Potenzial. Warum? Weil wir irgendwann gelernt haben, dass genau das gefährlich ist: Auffallen. Überragen. Sichtbar sein.
Und so sabotieren wir uns selbst. Nicht weil wir zu wenig wären – sondern weil wir tief in uns spüren, wie viel da eigentlich ist. Und das macht Angst.

Zitat zum Innehalten:

„Unsere tiefste Angst ist nicht, ungenügend zu sein.
Unsere tiefste Angst ist, dass wir über alle Maßen kraftvoll sind.
Es ist unser Licht – nicht unsere Dunkelheit –, das uns am meisten erschreckt.“
– Marianne Williamson

Dieses Zitat bringt es auf den Punkt. Die Frage ist nicht: Bin ich gut genug?
Sondern: Erlaube ich mir, mein Licht wirklich leuchten zu lassen?

 

Klientenbeispiel:

Manfred, 36 Jahre, IT-Spezialist
Manfred kam ins Coaching, weil er immer wieder dieselbe Schleife drehte: Geniale Ideen – großes Feuer – fast fertig – Abbruch. Statt das Projekt abzuschließen, landete es in der Schublade. Und irgendwann kam jemand anders mit etwas Ähnlichem auf den Markt.

Was auf den ersten Blick wie Aufschieberitis aussah, entpuppte sich als tiefe Angst vor Sichtbarkeit.
In Manfreds innerem Film bedeutete Erfolg: Erwartung, Beurteilung, Druck, Angreifbarkeit.
Er hatte unbewusst gelernt: Wenn ich groß rauskomme, in die Selbstverwirklichung und Entfaltung komme, verliere ich den Boden.
Also sabotierte er sich lieber selbst – bevor es „die anderen“ taten.

Als er diesen Schatten erkannte und annahm, fiel eine enorme Last ab. Und etwas Neues wurde möglich: Er konnte sein Projekt nicht nur abschließen – sondern sich selbst erforschen und dabei mitnehmen.

 

Praktische Übung für dich: Wenn ich keine Angst hätte, würde ich…

Diese Schreibübung bringt dich durch die Selbstwahrnehmung direkt an die Schwelle deines Wachstums. Sie ist einfach – aber nicht harmlos. Nimm dir dafür Zeit, ohne lange zu überlegen. Folge jedem Impuls. Schreib von Hand. Und sei radikal ehrlich.

  1. Schreib diesen Satz fünfmal untereinander auf: „Wenn ich keine Angst hätte, würde ich…“
     
  2. Und dann: Vervollständige ihn. Fünfmal. Spontan. Ohne Zensur.
    Was kommt als Erstes? Was traust du dich kaum zu schreiben? Was überrascht dich?
     
  3. Lies dir deine Sätze laut vor – und beobachte, wie dein Körper reagiert. Wo zieht es sich zusammen? Wo weitet sich etwas? Welches Selbstbild entsteht in dir?
    Deine Angst zeigt dir den Weg. Wage ihn auszuloten. Dein Mut entscheidet, ob du ihn gehst.

Wenn du magst, such dir einen dieser fünf Sätze aus – und setz in den nächsten 48 Stunden einen kleinen, machbaren Schritt in diese Richtung. Egal wie klein. Das ist Schattenarbeit in Aktion. 

 

Frau mit weit aufgerissenen Augen hält sich eine Hand vor den aufgerissenen Mund
Wenn ich keine Angst hätte, … ?

 

Frage 4: Was würde die Liebe jetzt tun?

Selbsterkenntnis zeigt sich, wenn dein Herz das Steuer übernimmt

 

„Die längste Reise, die du in deinem Leben antrittst,
ist die von deinem Verstand zurück zu deinem Herz“
– Andrew Bennett.

Wir sind kopflastig sozialisiert. Unser Verstand – dieses geniale Werkzeug – will uns schützen, kalkulieren, planen. Er ist der perfekte Projektmanager, wenn es darum geht, Probleme zu lösen oder logisch zu analysieren. Aber genau das wird zur Falle, wenn es um Nähe, Vertrauen, Intuition oder echte Verbindung geht.

Denn der Verstand fragt:

  • Was könnte schiefgehen?
  • Wie verhindere ich Schmerz?
  • Wie halte ich Kontrolle?

Er bewertet in „richtig“ oder „falsch“, abhängig von Normen, Erziehung und alten Erfahrungen. Er will sichergehen. Doch das Herz tickt anders.

Das Herz fragt:

  • Was braucht Liebe gerade?
  • Worauf will ich wirklich hören – nicht aus Angst, sondern aus Verbundenheit?

Kinder wissen das intuitiv. Sie sehen mit dem Herzen, nicht durch die Brille der Angst. Wir dürfen uns erinnern. Nicht an Naivität – sondern an tiefes Vertrauen in das Leben. Auch wenn’s manchmal wehtut, denn das Gegenteil von Selbsterkenntnis ist Selbsttäuschung.

 

Klientenbeispiel:

Lisa, 41Jahre, Hausfrau und Mutter von vier Kindern
Lisa steht unter Daueranspannung. Ihre älteste Tochter Hanna, 17, rebelliert. Handy, Ausgang, Freunde – all das entgleitet Lisa zunehmend. Aus Angst, Hanna könnte „abrutschen“, kontrolliert sie heimlich deren Handy. Als das auffliegt, eskaliert die Situation: Hanna droht, die Schule hinzuschmeißen. Lisa ist am Boden. Sie weiß nicht mehr weiter.

Im Coaching arbeiten wir mit der Frage: Was würde die Liebe tun?

Zuerst kommt Ratlosigkeit. Dann Tränen. Und irgendwann: Loslassen. Nicht im Sinne von Gleichgültigkeit – sondern von Vertrauen. Vertrauen darauf, dass ihre Tochter ihren Weg finden wird, wenn sie nicht mehr ständig überwacht wird und mehr Gelassenheit erfährt.

Lisa beginnt, wieder in Beziehung zu treten und der sozialen Kompetenz ihrer Tochter zu vertrauen, anstatt in Kontrolle zu verharren. Ein echter Wendepunkt.

 

Praktische Übung für dich: Die Perspektive der Liebe einnehmen

Diese Anwendung ist simpel – aber transformierend. Sie eignet sich besonders in Momenten, in denen du feststeckst: in einem Konflikt, einer schwierigen Entscheidung oder wenn Angst dich lähmt.

1. Wähle eine konkrete Situation, die dich emotional triggert oder stresst.
Vielleicht ein Gespräch, das dir bevorsteht. Oder eine Beziehung, die dich traurig macht.

2. Stell dir folgende Fragen – schriftlich und mit offenem Herzen:

  • Was würde mein Verstand jetzt tun wollen? (z. B. kontrollieren, analysieren, sich zurückziehen)
  • Was würde die Angst tun? (z. B. anschreien, klammern, fliehen)
  • Und dann: Was würde die Liebe jetzt tun?

3. Lausche deinem Herzen.
Was würde es sagen – wenn es das Steuer übernehmen dürfte?
Schreib es auf, ohne zu bewerten. Du musst noch nichts tun. Nur zuhören.

Extra-Impuls: Stell dir vor, du wärst 10 Jahre älter und blickst liebevoll auf die jetzige Situation zurück. Was würdest du dir selbst raten – aus der Perspektive von Reife, Mitgefühl und Selbstakzeptanz?

 

Zwei Hände zu Herz geformt und damit die untergehende Sonne eingefangen
Was würde die Liebe tun?

 

Frage 5: Welcher Teil in mir schreit nach Heilung?

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Heilung

 

Heilung geschieht nicht im Außen. Sie beginnt tief in dir – in dem Moment, in dem du bereit bist, hinzuschauen. Ehrlich. Ohne Ausreden. Ohne Schuldige im Außen.

Selbsterkenntnis bedeutet nicht nur, dich selbst zu verstehen.
Sie bedeutet, dich selbst in den Arm zu nehmen.

Unsere besteht aus vielen Anteilen – wie Rollen in einem Theaterstück. Manche laut und dominant, andere leise und verdrängt. Doch jeder dieser Anteile hat eine Geschichte. Und manche dieser Geschichten tun weh.

Es sind oft die verlorenen, verletzten, beschämten oder verzweifelten inneren Kinder in uns, die Heilung brauchen. Sie verstecken sich hinter Perfektionismus, Kontrollzwang, Dauerfunktionieren oder Rückzug. Sie melden sich über Körpersymptome, emotionale Ausbrüche oder innere Leere.

Solange wir sie ignorieren, bleiben wir in alten Mustern gefangen.
Sobald wir sie sehen – wirklich sehen – beginnt Veränderung.

 

Klientenbeispiel:

Jasmin, 47 Jahre, Chefsekretärin
Nach außen ist Jasmin perfekt organisiert, strukturiert und leistungsstark. Doch in ihr drinnen herrscht Anspannung pur. Sie kann den Schreibtisch nicht verlassen, solange irgendetwas unerledigt ist – aus Angst, ihr Chef könne sie kritisieren. Zu Hause dasselbe: blitzblank, durchgetaktet – bloß keine Schwäche zeigen.

Freizeit? Fehlanzeige. Spontanität? Zu riskant. Denn Jasmin trägt eine alte Angst in sich: Nicht zu genügen.

Im Coaching begegnet sie in ihrer Innenwelt einer 5-jährigen Version ihrer selbst – klein, verunsichert, ständig von der Mutter kritisiert, gemaßregelt, beschämt. Dieses innere Kind lebt bis heute in ihr weiter. Und schreit nach Liebe, nicht nach Kontrolle.

Der Wendepunkt? Als Jasmin beginnt, dieser kleinen Version von sich selbst zuzuhören – nicht mit Härte, sondern mit echter Zuwendung. Das war die Grundlage. Eine wichtige Voraussetzung für wirkliche Heilung.

 

Praktische Übung für dich: Visualisiere deinen verletzten Anteil

Diese Visualisierung hilft dir, mit dem Anteil deiner eigenen in Kontakt zu kommen, der nach Heilung ruft – auch wenn du ihn bisher vielleicht erfolgreich verdrängt hast.

1. Nimm dir Zeit und einen ruhigen Ort.
Schließe die Augen. Atme einige Male tief in deinen Bauch.

2. Stelle dir folgende Fragen (am besten schriftlich beantworten):

  • Wo in meinem Leben reagiere ich übertrieben streng, überangepasst oder überverantwortlich?
  • Wann nehme ich mich innerlich leer, traurig oder hilflos wahr?
  • Welche wiederkehrende Situation löst besonders starken Stress oder Druck in mir aus?

3. Visualisiere diesen Anteil.
Stell dir vor, dieser Teil in dir erscheint als Bild – vielleicht als Kind, als jüngere Version von dir selbst, als Symbol oder als Körperempfindung.

4. Sprich innerlich mit ihm, um ihn besser kennenzulernen:

  • Was brauchst du von mir?
  • Was willst du mir zeigen?
  • Wie kann ich gut für dich da sein – heute, jetzt?

Du musst nichts lösen. Nur zuhören. Zuwendung heilt.

 

Die Beine von Papa und Sohn auf einem Wanderweg
Welcher Anteil von dir braucht etwas?

 

Frage 6: Wofür übernehme ich (noch) keine Verantwortung?

Selbsterkenntnis heißt: Aufhören, Schuld zu verteilen

 

Viele Menschen wollen Veränderung – aber nur wenige wollen sich dafür wirklich verantwortlich fühlen. Lieber sind die anderen schuld: die Kindheit, der Partner, die Umstände, das Leben.

Versteh mich nicht falsch – ja, es gibt reale Verletzungen, Ungerechtigkeiten, Schicksalsschläge. Ich selbst kenne sie zur Genüge. Aber: Solange wir in der Opferrolle bleiben, bleiben wir machtlos.

Wahre Selbsterkenntnis beginnt da, wo du aufhörst, mit dem Finger auf andere zu zeigen – und anfängst, dir deine Macht zurückzuholen. Und diese Selbsterkenntnis führt dich zu deinen eigenen Fähigkeiten und zur Entwicklung der eigenen.

 

Klientenbeispiel:

Tobias, 44 Jahre, Angestellter im Außendienst
Seit Jahren hadert Tobias mit seinem Chef. Er bekommt keine Anerkennung, hat ständig Druck und es gibt keine Weiterentwicklung. Er nimmt sich ausgebremst, übergangen, ohnmächtig wahr. Sein Selbstbewusstsein ist im Keller, von Selbstliebe keine Spur.

In den ersten Coachings kreist alles um das Verhalten des Chefs – bis ich ihm die Frage stelle:
„Tobias, was ist dein Anteil an dieser Situation?“

Stille.

Im Laufe der Sitzungen erkennt Tobias, dass er sich selbst nie für einen Karriereschritt stark gemacht hat. Dass er sich selbst nicht sichtbar macht. Dass er sich klein hält – in der Hoffnung, nicht negativ aufzufallen. Die Erkenntnis trifft ihn tief. Aber sie befreit ihn auch. Denn ab diesem Punkt liegt die Gestaltungsmacht wieder bei ihm.   

 

Praktische Übung für dich: Radikale Ehrlichkeitsliste

Erstelle eine Liste mit den 3 Lebensbereichen, in denen du unzufrieden bist. Hieraus findest du Gründe für mehr Selbsterkenntnis.

Dann frage dich bei jedem Bereich:

  • Was tue ich konkret, um diese Situation aufrechtzuerhalten?
  • Wovor habe ich (noch) Angst, wenn ich wirklich etwas verändern würde?
  • Was wäre mein erster Schritt in die Eigenverantwortung – und bin ich bereit, ihn zu gehen?

Nur wenn du dich deiner Vermeidung stellst, kannst du wirklich frei werden. Selbsterkenntnis ohne Verantwortung ist wie ein Auto ohne Motor: hübsch, aber unbeweglich.

 

Frau schreibt etwas in ein Buch
Sei radikal ehrlich mit dir

 

Frage 7: Wofür bin ich heute zutiefst dankbar?

Dankbarkeit ist ein Katalysator für Selbsterkenntnis und Klarheit

 

„Dankbarkeit ist eine erhaltende Energie.“
Diesen Satz hörte ich vor fast vierzig Jahren von einer amerikanischen Seminarleiterin – und er hat sich wie ein Same in mir eingenistet. Seitdem ist kaum ein Tag vergangen, an dem ich nicht bewusst hinschaue, wofür ich gerade dankbar sein kann. Und siehe da: Je mehr ich mich darauf fokussierte, desto mehr Gründe fand ich. Energie folgt eben der Aufmerksamkeit – das ist kein esoterischer Spruch, sondern Alltagserfahrung.

Wir erschaffen unsere Realität zu einem großen Teil über unseren Fokus. Wenn du innerlich ständig auf das schaust, was fehlt – ob Geld, Liebe, Erfolg, Gesundheit oder Leichtigkeit –, dann ziehst du genau diesen Mangel weiter an.

Wenn du dagegen beginnst, echte Dankbarkeit zu empfinden – für das, was jetzt schon da ist –, ändert sich dein wahrgenommener Zustand. Und das wiederum verändert deine Ausstrahlung. Und deine Ausstrahlung beeinflusst, was du anziehst.

Das ist keine Zauberei. Das ist Bewusstsein.

 

Klientenbeispiel:

Harald, 53 Jahre, angestellter Elektriker
Harald kam mit hängenden Schultern ins Coaching. Innerlich leer, frustriert, verbittert. Seine Ehe war gescheitert, der Kontakt zu seinen Kindern abgebrochen, sein Job öde, der Chef nörgelig.

„Ich bin ein Versager“, sagte er.

Auf die Frage, wofür er in seinem Leben dankbar sei, kam: „Für gar nichts.“

Aber dann bohrten wir tiefer. Ich fragte ihn: „Wofür in dir selbst könntest du vielleicht dankbar sein?“

Nach einer langen Pause kam leise: „Ich bin hilfsbereit. Verlässlich. Ich halte durch.“ Von da an löste sich etwas.

Er merkte, dass er ein Dach über dem Kopf hat. Eine gemütliche Wohnung. Einen vollen Kühlschrank. Ein paar treue Freunde. Und: Dass er sich trotz aller Rückschläge nie aufgegeben hat.

Diese kleine Verschiebung – vom Mangel zur Fülle – war der Anfang einer echten Veränderung. Kein Bullshit-Positivdenken, sondern ehrliche, geerdete Dankbarkeit. Und genau die hat eine unglaubliche Kraft.

 

Praktische Übung für dich: Dein tägliches Dankbarkeitsritual

Schreib dir jeden Abend 3 Dinge auf, für die du heute dankbar bist. Und damit meine ich nicht nur: schnell runterschreiben.
Sondern: Spür rein. Geh in die Empfindung. Lass deine Psyche die Führung übernehmen.

Wenn du dankbar bist für dein warmes Bett – dann fühl diesen Moment der Geborgenheit. Wenn du dankbar bist für ein Lächeln, das du bekommen hast – dann erinnere dich an das Gefühl. Wenn du dankbar bist für ein selbstbestimmtes Abendessen – dann schnuppere nochmal das Aroma der Gewürze.

So programmierst du dein System auf Fülle. Nicht durch Denken, sondern durch Erleben.

 

Brot und Milch auf einem Tisch
Wofür bist du heute dankbar?

 

So kannst du deine Selbsterkenntnis täglich fördern – Tipps und Übungen

 

Nimm dir jeden Tag eine dieser sieben Fragen vor. Nicht alle auf einmal. Eine reicht. Ganz bewusst. Ein Spaziergang, ein Moment im Café, fünf Minuten mit deinem Journal – mehr braucht es oft nicht, um in echten Kontakt mit dir selbst zu kommen.

Du kannst diese Fragen auch wunderbar nutzen, wenn du gerade aus einem Retreat kommst oder eine intensive Coachingphase hattest. Sie helfen dir, dranzubleiben – an deinem Wachstum, an deinem BewusstSEIN.

Mein Tipp: Mach es nicht zu einem To-do. Mach es zu einem Geschenk an dich selbst, zu einem To-want.

 

Schluss: Gute Gründe zu bewussterem Leben durch Selbsterkenntnis

 

Ich will dir nichts verkaufen, was du nicht schon in dir trägst. Ich bin kein Fan von spirituellem Zuckerguss oder heiligem Blabla. Was ich dir anbiete, ist echte Innenschau. Manchmal unbequem. Manchmal zart. Aber immer ehrlich. Und aus der tiefen Überzeugung:

Du kannst das. Du machst das. Du traust dich.

Wenn du den Mut hast, dich diesen Fragen zu stellen, passiert etwas: Du wirst klarer, aufrechter, freier. Du hörst dich wieder. Und du erinnerst dich an das, was du bist – jenseits aller Konditionierung.

Jetzt bist du dran:

  • Welche Frage hat dich heute am tiefsten berührt?
  • Willst du dich einem Thema intensiver stellen? Dann buch dir gern ein 1:1 Coaching mit mir.
  • Oder komm mit auf eine meiner Urlaubseminar-Reisen – wir gehen gemeinsam auf Forschungsreise zu dir selbst.

Egal welchen Weg du wählst: Geh ihn … aus Liebe zu dir selbst.

 

 

Über die Autorin: Sylvia Bieber

Meine Mission ist Deine Selbstkompetenz!

Ich liebe es, wenn Klienten nach einem Coaching mit Sätzen wie: „Ich kann das“, „ich mach das“, „ich traue es mir zu“, meine Praxis verlassen und sich selbstbestimmt und unabhängig fühlen.
Gerne helfe ich auch dir, solltest du dich frustriert, machtlos oder angstvoll fühlen. Ich zeige dir, wie du das ändern kannst – und deine Lebensfreude kehrt zurück.

 

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