
Die alte Truhe vom Dachboden
Eine junge Frau erbte von ihrer Großmutter eine alte, schwere Truhe. Sie stand auf dem Dachboden, zugestaubt und vergessen.
Niemand wusste so genau, was sich darin befand – man erzählte sich nur, dass sie „Familiengeschichte“ enthalte.
Eines Tages, als die junge Frau das Gefühl hatte, im Leben festzustecken, beschloss sie, die Truhe endlich zu öffnen.
Der Deckel klemmte, der Schlüssel war verrostet, und der Geruch von altem Papier und vergangener Zeit stieg ihr in die Nase.
Innen fand sie Briefe, Tagebücher, Fotos – und zwischen all dem: alte, nie abgeschickte Briefe voller Schmerz, unausgesprochener Worte und Sehnsucht.
Während sie las, wurde ihr klar: Diese Geschichten lebten noch – in ihr.
Sie spürte dieselben Ängste, dieselben Muster, dieselbe Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung.
Tränen liefen über ihr Gesicht. Und zum ersten Mal verstand sie, dass sie nicht ihre eigenen Probleme trug – sondern die unerledigten Gefühle vieler Generationen vor ihr.
Sie nahm die Briefe, dankte leise den Menschen, die sie geschrieben hatten, und verbrannte sie achtsam im Garten.
Während die Flammen tanzten, fühlte sie sich plötzlich leicht – frei.
Am nächsten Morgen stellte sie die leere Truhe in ihr Wohnzimmer. Nicht mehr als Ballast, sondern als Symbol.
Ein Zeichen dafür, dass alles, was wir anschauen, seine Macht verliert – und uns Raum schenkt für Neues.
Essenz:
Solange wir die alte Truhe unserer Ahnen geschlossen halten, tragen wir ihr Gewicht.
Doch sobald wir sie öffnen – mit Liebe, Bewusstsein und Mitgefühl – verwandeln sich Schmerz und Schuld in Kraft und Frieden.
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