Jungstare werden von der Mutter gefüttert
Himmel und Hölle

 

Himmel und Hölle

„Wie sieht eigentlich die Hölle aus?“, will ein Mensch wissen.

Da schickt Gott dem Menschen einen Traum. In dem Traum begegnet Gott dem Menschen und bietet ihm an, Himmel und Hölle sehen zu können.

“Was willst du zuerst sehen?“, fragt Gott den träumenden Menschen.

“Zuerst lieber die Hölle“, antwortet der Mensch, „und das Schöne dann zum Schluss!“

„Einverstanden“, nickt Gott, „ dann schau mal hier: Das ist die Hölle.“

Und der Mensch sieht einen großen Raum geschmückt wie einen Festsaal. Darin stehen Tische: reichlich und festlich gedeckt. Köstlich duftende Speisen stehen bereit. Und tausend Kerzen hüllen den ganzen Saal in ein goldenes Licht.

„Das ist doch nicht die Hölle“, staunt der Mensch, „das ist doch der Himmel.“

Gott schüttelt den Kopf: „Mensch, schau genau hin.“

Da bemerkt der Mensch, dass das Besteck auf den Tischen enorm lang ist. Messer und Gabel sind fast zwei Meter lang.

Doch bevor der Mensch sich darüber wundern kann, kommen Menschen in den Festsaal und stürzen sich auf die Tische. Ausgehungert wirken sie, aber auch diesmal bekommen sie nichts zu essen. Denn sie schaffen es nicht, sich mit dem überlangen Besteck etwas in den Mund zu stecken. Jeder sticht und schneidet für sich, aber keiner bekommt einen Bissen. Wütendes Geschrei und hungrige Gier erfüllen den Raum.

„Das reicht mir“, sagt der Mensch, „darf ich jetzt den Himmel sehen?“

“Gerne“, antwortet Gott, „der Himmel ist gleich nebenan. Schau mal hier.“

Und der Mensch sieht einen zweiten Festsaal, der dem ersten genau gleicht. Und auch hier ist das Besteck wieder viel zu lang.

“Aber“, wundert sich der Mensch, “im Himmel sieht´s ja aus wie in der Hölle!“

“Das stimmt“, sagt Gott, „aber schau genau hin.“

In diesem Augenblick kommen Menschen in den Himmel, nehmen an den Tischen Platz und fangen an, sich gegenseitig mit dem überlangen Besteck zu füttern. Und im Himmel werden alle satt.

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