Arbeitsstucht: Ein Mann am Schreibtisch mit Laptop, Papier und Kuli
Arbeitssucht – die Sucht nach Anerkennung

 

Arbeitssucht – ein weit verbreitetes Übel

 

Schätzungsweise 200.000 – 300.000 Menschen in Deutschland leiden laut Expertenmeinung an Arbeitssucht. Hinzu kommt eine hohe Zahl der potenziell Gefährdeten. Betroffene, und mehr noch deren Angehörige, leiden sehr stark darunter.

Auch Heinrich S. gehört zu ihnen. Der Geschäftsstellenleiter einer namhaften Versicherung hat die Gefahr erkannt und sucht Hilfe bei mir. 

Lesen Sie in diesem Blogartikel, was es heißt, wenn Arbeit zur Sucht wird.

 

Wie Arbeit zur Sucht werden kann

Die Arbeit beherrscht das Leben von Heinrich S schon lange. Alles begann langsam, hat sich nach und nach eingeschlichen und sich dann breit gemacht. Der Versicherungsfachwirt kann gar nicht genau sagen, wie alles begann. Erst als kein Feierabend, kein Wochenende und auch kein Urlaub ohne Akten, Handy und Laptop mehr möglich waren, lies er sich von seiner Frau überzeugen, dass er sich Hilfe holen soll.

Nun sitzt der Familienvater vor mir und schildert seine Situation: “Anfangs fand ich es toll, dass meine Arbeit so spannend war und die Kunden meine Beratung so schätzten. Ich fand im Job die Anerkennung, die ich in meinem Elternhaus nie erfahren habe. Irgendwann hat sich dann alles verselbständigt. Die Kollegen brauchten meine Unterstützung und mein Chef war längere Zeit krank. Da keimte in mir so der Gedanke, dass ich vielleicht sogar seine Stelle einnehmen könnte, wenn er ganz ausfällt. Da legte ich mich noch mehr ins Zeug.”

Die Grenze zwischen hoher Arbeitsbereitschaft und Sucht ist vage. Doch Außenstehende hatten längst erkannt, was Heinrich S. nicht auffiel: Er war arbeitssüchtig. 

 

Arbeitssucht ist eine Krankheit

Arbeitssucht ist eine Erkrankung, deren genaue Definition schwierig ist. Professor Holger Heide, der an der Universität in Bremen zu diesem Thema lange geforscht hat, meint dazu: “Das ist nicht einfach nur eine Frage von viel Arbeit, sondern vor allem eine ausgeprägte Leistungs- und Erfolgsfixierung.”

Vater und Sohn stehen sich wie Boxer gegenüber
Papa, ich bin gut

Arbeitssucht ist laut Internationaler Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) nicht offiziell als Diagnose anerkannt. In Expertenkreisen ist das übermäßige und unkontrollierte Verlangen nach Arbeit eine geläufige Definition von Arbeitssucht. Sie zeigt sich durch exzessives bzw. zwanghaftes Arbeiten. Nach und nach nimmt die Arbeit immer mehr Raum im Leben ein, bis irgendwann keine Zeit für etwas anderes bleibt.

Genauso verlief es auch bei Heinrich S. Während des Coachings wird ihm klar, dass seine Motivation, sein sich antreiben lassen, die Sucht nach Anerkennung ist. Auf diese Weise will er sein Gefühl der Unzulänglichkeit und seine Versagensängste unterdrücken. Mangelnde Anerkennung ist, familiensystemisch gesehen, meist in der Kindheit begründet. Das Kind hat die Liebe, oder das, was es als geliebt werden betrachtet, erst erfahren, wenn es entsprechende Leistung gebracht hat. Auch bei Heinrich S. ist dies überdeutlich erkennbar. Hat er doch selbst geschildert, dass er im Elternhaus keine Anerkennung erfahren hat.

 

Familienaufstellung hilft beim Lösen der Arbeitssucht

In einer Familienaufstellung wird ihm die Thematik äußerlich sichtbar. Heinrich S. platziert während eines Familienaufstellungs-Seminars Stellvertreter für sich und seine Eltern im Raum. Und zwar so, wie er sie in seiner inneren Wahrnehmung, aus Sicht des kleinen Jungen, abgespeichert hat. Die Stellvertreter fühlen sich in ihre Rolle ein und geben ihren Empfindungen und Bewegungsimpulsen Raum. Dabei wird sehr deutlich, woran es dem kleinen Heinrich mangelt. Durch Umstellen der Stellvertreter und das Sprechen ritueller Lösungssätze, tritt Entspannung und Heilung ein. Das Familiensystem fühlt sich entlastet und die Liebe kann fließen.

Schon drei Wochen später gelingt es Heinrich S. erstmals, zumindest den Sonntag ohne Heimarbeit zu verbringen. Und seit kurzem lässt er abends das Handy ausgeschaltet. Sätze wie: “Es muss auch mal ohne mich gehen”, machen besonders seine Frau sehr glücklich.

Herr S. kommt immer noch regelmäßig ins Coaching. Er ist auf bestem Weg, seiner Arbeitssucht Herr zu werden, auch wenn er immer mal wieder mit Entzugssymptomen zu kämpfen hat. Wenn er die Arbeit frühzeitig unterbricht, hat er häufig mit Unruhe, Angst und Schweißausbrüchen zu kämpfen. Diese Gefühle überfallen ihn auch gerne, wenn er den Stapel Akten im Büro wegschließt, statt sie mit nachhause zu nehmen.

Szene aus einer Familienaufstellung
Familienaufstellung um die Arbeitssucht zu lindern

 

Was Herr S. gegen seine Arbeitssucht tut

  • Er nimmt sich nur in Ausnahmefällen Arbeit mit nach Hause
  • Er schreibt sich am Abend auf, welche Arbeit liegengeblieben ist. Diese Liste bleibt am Arbeitsplatz für den nächsten Tag
  • Er erledigt seine Aufgaben Schritt für Schritt, statt alles gleichzeitig
  • Er hat jetzt ein privates Handy und eins nur für Kunden
  • Er lernt immer besser „Nein“ zu sagen
  • Er lernt, sich Fehler zu verzeihen und sich nicht mit noch mehr Arbeit zu bestrafen

Nun gilt es, die Lücken, die durch die fehlende Arbeit entstehen, mit Sinnhaftigkeit zu füllen. Dafür macht Herr S. zurzeit eine Bestandsaufnahme von Tätigkeiten und Situationen, die ihm Freude bereiten und die nichts mit seiner Arbeit zu tun haben.

Auf seinem Zettel, den er zum Coaching mitbringt, stehen:

  • Mehr geplante Zeit mit der Familie verbringen
  • Sein Hobby, das Reiten, wieder aufleben lassen
  • 1 x wöchentlich in die Sauna mit seinen Kumpels
  • Am Abend wieder lesen, statt vor dem Fernseher einzuschlafen
  • Zusammen mit seiner Frau am Wochenende einkaufen und kochen

Herr S. hat gute Chance, heil aus seiner Arbeitssucht herauszukommen – ohne Burnout, ohne Herzinfarkt oder andere Erkrankungen. “Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.” Diesen Satz lässt er los, als er sich verabschiedet. Stimmt! Und es heißt auch weiterhin am Ball bleiben.

Sollten Sie bemerken, dass Sie der Sucht nach Arbeit verfallen sind und alleine den Ausweg nicht finden, bin ich gerne für Sie da.

Herzlichst
Ihre Sylvia Bieber

 

Über die Autorin: Sylvia Bieber

Meine Mission ist Ihre Selbstkompetenz!

Ich liebe es, wenn Klienten nach einem Coaching mit Sätzen wie: „Ich kann das“, „ich mach das“, „ich traue es mir zu“, meine Praxis verlassen und sich selbstbestimmt und unabhängig fühlen.
Gerne helfe ich auch Ihnen, sollten Sie sich frustriert, machtlos oder angstvoll fühlen. Ich zeige Ihnen, wie Sie da ändern können – und Ihre Lebensfreude kehrt zurück.

 

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