Eule und Hase auf der Wiese
Das Märchen vom reichen Hasen “Tuessofort”

 

Das Märchen vom reichen Hasen “Tuessofort”

Vor langer, langer Zeit als die Tiere noch sprechen konnten, gab es einmal den jungen Hasen, den nannten alle “Tuesnachher”, der so gern erfolgreich sein wollte.

Tuesnachher träumte jeden Tag, wie es sein würde, wenn er reich wäre. Er machte Pläne, was er tun werde, wenn er erfolgreich sein würde. Doch alle seine Ziele blieben unerreichbar. Immer wieder träumte und plante er.

Tuesnachher erzählte jedem, wie er erfolgreich sein würde, wie seine Träume wahr werden würden. Und jedesmal, wenn er seinen Freunden von seinen Plänen erzählte, kam irgendetwas dazwischen.

Wenn seine Mutter sagte, er möge sein Zimmer aufräumen, so sagte er immer: “Ja, ich mach es nachher”. Dann ging er zu seinen Freunden, spielte mit Ihnen, trank Karottenschnaps und erzählte allen, wie erfolgreich er sein könnte. So hielt er es mit vielen Dingen.

Als wieder einmal einer der großen Träume des kleinen Tuesnachher, die er geplant hatte und er schon allen seinen Freunden bei einer Runden Karottenschnaps erzählt hatte, wie erfolgreich er sein wird, geplatzt war, lief er vollkommen verzweifelt in den Wald. Er setzte sich unter einen Baum und weinte bitterlich. “Ach, die Welt ist so ungerecht. Ich kann planen wie ich will, alles funktioniert nicht. Es ist alles so traurig und gemein. Alle sind gegen mich.”

Und so wehklagte und weinte er und vollkommen verzweifelt schlief er ein. Mitten in der Nacht erwachte er. Dunkel und finster war es. Über ihm auf einem Ast sah er die weise Eule sitzen. Er hatte sie schon oft am Tage gesehen, aber sie hatte immer geschlafen. Jetzt war die Eule wach und blickte den kleinen Tuesnachher aus ihren weisen Augen an. “Na junger Mann, was machst Du denn so allein hier um diese Zeit im Wald?”

“Ach, Eule. Ich bin so verzweifelt. Keiner hilft mir, alle sind gegen mich. Ich bin ganz verzweifelt.”
Und der kleine Tuesnachher erzählte der Eule, wie schlecht es ihm ergangen war.

Die Eule hörte zu und als er fertig war, sagte sie: “Mein kleiner Tuesnachher. Die Lösung Deiner Probleme liegt in Deiner Hand. Wenn Du mit Dir ehrlich bist, weißt Du es auch. Wie willst Du sein?”

“Ich will reich sein, Eule!”

“Und wann weißt Du, dass Du reich bist?”

Der kleine Tuesnachher überlegte kurz und antwortete: “Wenn ich ganz viel Geld habe.”

Die Eule fragte: “Und wieviel Geld ist genug?”

“Wenn ich mir alles kaufen kann!”

Darauf die Eule: “Stelle Dir einmal vor, Du kannst Dir alles kaufen, was Du Dir für Geld kaufen kannst! Mal Dir das in allen Einzelheiten aus.”

Und der kleine Tuesnachher überlegte lange hin und her. Er stellte sich genau vor, wie es sich alles kaufen könnte was er wollte. Und nach langer Überlegung merkte, er dass ihm etwas fehlte. Er sagte: “Eule, je länger ich darüber nachdenke, desto stärker fühle ich, dass irgendetwas fehlt.”

Und die Eule antwortete ihm: “Irgendwann wirst Du es wissen. Aber wenn Du dorthin kommen willst, so denke einmal darüber nach, was Du heute tun kannst, damit Du Dein großes Ziel erreichen kannst. Denke einmal über den heutigen Tag nach.”

Und der kleine Hase Tuesnachher dachte darüber nach, wie seine Mutter ihn vergeblich gebeten hatte, seine Arbeit jetzt zu tun. Wie er lieber mit seinen Trinkfreunden zusammengesessen hatte und große Träume und Pläne mit Ihnen gemacht hatte. Und er erkannte, dass er viel verkehrt gemacht hatte. Er fragte sich, warum er seine Arbeit nicht sofort getan hatte? Er fragte sich, wie es gewesen wäre, wenn er seine Träume und Pläne für sich behalten hätte? Er fragte sich, ob seine Freunde wirklich seine Freunde waren?

Und je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er sich seinen Erfolg selbst zerstört hatte. Er erkannte, dass andere seine Pläne und Träume nur dann stören konnten, wenn er selbst ihnen davon erzählte. Er erkannte, dass er sich viel unnötige Arbeit ersparen konnte, wenn er seine Arbeit sofort tat. Und er erkannte, dass vieler seiner angeblichen Freunde die waren, die ihn immer wieder am Erfolg gehindert hatten. Und er erkannte noch viele andere Dinge.

Lange dachte er nach, der Morgen dämmerte schon. Und er beschloss, sich zu ändern. Er wusste, dass er andere und die Welt nicht ändern konnte, denn die Welt ist wie sie ist, wenn er sich nicht selbst änderte. Und er beschloss, nach wahrem Reichtum zu streben. Und als die strahlende
Morgensonne aufging, hatte der kleine Hase Tuesnachher begonnen sich zu ändern. Er wusste, wie er sein wollte, was er wollte und so wurde er im Laufe der Zeit zum Hasen Tuessofort.

(Quelle: Aus „Mutmachgeschichten“, Herausgeber Wolfgang Lange)

 

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